von Achim Finke
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9. Juni 2019
In über 38 Jahren unserer Tätigkeit hatten wir bisher keine Gebäudeversicherung auf dem Tisch, die vollkommen richtig war. Eine erschreckende Erkenntnis. Was sind die Gründe und wie kann man dieses vermeiden? Dazu müssen wir uns zunächst damit beschäftigen, was wir unter "richtig" verstehen. Eine "richtige"Gebäudeversicherung ist eine Absicherung für das Gebäude, die alle Risiken in der richtigen Höhe abdeckt und deren Bedingungen so gestaltet sind, dass diese sowohl zum Gebäude, als auch zum Versicherungsnehmer passen. Was heißt das konkret? Eine Gebäudeversicherung soll Gebäudeschäden absichern. Dazu müssen zunächst die Gefahren festgelegt werden, gegen die das Gebäude versichert werden soll, wie z.B. Feuer, Leitungswasser, Sturm, Hagel, Elementarschäden, Haustechnik usw. Dann muss festgelegt werden, wie hoch diese Gefahren versichert werden müssen. Normal ist das die Neuwertsumme, also der Betrag, den der Versicherungsnehmer benötigt, um im schlimmsten Fall das Gebäude neu zu erstellen. Daneben gibt es zusätzlich versicherte Einschlüsse, mitversicherte Risiken, die normalerweise ausgeschlossen sind. Das nennt man Pauschaldeklaration. Hier steht, was zusätzlich, wie hoch, wogegen versichert ist. Beispiel: Armaturen sind bis XXX€ je Schadenfall in der Leitungswasserversicherung mitversichert. Halten wir fest: Es kommt also nicht nur darauf an, welche Gefahren versichert sind, sondern auch wie diese ausgestaltet sind. Denn normalerweise sind viele Dinge nicht versichert. Wo sind nun die Fehler, die wir immer wieder feststellen? Diese sind vielschichtig. Zunächst ist da die richtige Ermittlung der Versicherungssumme. Damit im Schadenfall der Versicherer keine Abzüge wegen Unterversicherung machen kann, muss die Versicherungssumme oder (bei Flächentarifen) die Fläche richtig angegeben werden. Aber nicht jeder Kunde weiß, was sein Gebäude incl. der Nebenkosten neu kostet. Viele haben gebraucht gekauft. Und Versicherungsvertreter oder Versicherungsmakler sind überwiegend keine Gutachter die Wertgutachten erstellen können. Also hat die Versicherungsbranche sich eine Methode ausgedacht, wie man einfach, mit ein paar Angaben, den Wert schätzen kann. Mit einem sogenannten Wert-Ermittlungsbogen. Hier wird anhand der Wohnflächen und der Ausstattung der Wert ermittelt. Und hier fangen die Fehler an. Bei den Flächenangaben werden oft nicht die geforderten Flächen angegeben sondern geringere. Man muss genau lesen was der Versicherer unter der geforderten Fläche versteht. Denn eine Wohnfläche nach Wohnflächenverordnung ist meist anders als die Angaben, die der Versicherer fordert. Bei Flächentraifen genau das gleiche, der Versicherer fordert meist die gesamte Fläche, Dachschrägen werden nicht abgezogen, was aber bei der Wohnflächenberechnung, die Architekten vornehmen, meist gemacht wird. Dann die Ausstattung. Je hochwertiger man ein Gebäude ausstattet, desto teurer wird der Neubau. Aber hier wird nur ganz pauschal nach einigen wenigen Ausstattungsmerkmalen gefragt. Diese Wert-Ermittlungsbögen sind für Standardgebäude ausgelegt. Man findet oft Hinweise auf den Bögen, das bei abweichenden Ausstattungen diese extra zu berücksichtigen sind. Und genau das wird oft weder ermittelt noch berücksichtigt. So läuft der Versicherungsnehmer in eine Unterversicherung hinein. Denn im Schadenfall wird die Richtigkeit der Summen überprüft und ein ggf. vereinbarter Unterversicherungsverzicht zurückgenommen. Dann sind da die mitversicherten Zusatzleistungen, die Pauschaldeklaration. Hier finden wir die meisten Fehler. Wurden die benötigten Zusatzabsicherungen berücksichtigt? Beispiel: Jemand der eine 40 Meter lange Abwasserleitung besitzt, der kommt mit 5000€, die ggf. als Maximalabsicherung dafür vereinbart sind, nicht aus. Oder jemand der keine Rückstausicherung hat, kann einen Einschluß von Rückstau, der nur mit einer solchen Sicherung gültig ist, nicht gebrauchen. Und die Liste der Zusatzleistungen ist lang: Abbruchkosten, Löschkosten, Dekontamination, Ableitungsrohre ausserhalb, Rußschäden, Windstärkeregelungen, Graffiti, Vandalismus, Gartenhäuser, Bepflanzung, Einfriedungen und vieles mehr. Wie macht man es richtig? Zunächst sollte man eine Risikoanalyse erstellen. In dieser Analyse sollten alle relevanten Daten und Größen aufgeführt werden. Angefangen von der Wohnfläche über Ausstattungen, Gebäudemaße, Zustand, Mängel, Technik usw. Dazu gehören dann die notwendigen Einschlüsse. Wie hoch müssen z.B. Ableitungsrohre außerhalb versichert werden, wie hoch das Gebäudezubehör, welche Klauseln müssen verankert werden. Erst wen alles vorliegt, kann man einen Versicherer suchen, der das alles in eine Police packt. Normale Tarife scheiden hier oft aus - hier muss eine individuelle Gestaltung der Police vorgenommen werden.